Quelle: Christian Haberkorn

Die Weltmeister zu Gast in der Oberfrankenhalle

Es ist der größte Erfolg der deutschen Basketballgeschichte! Nicht nur Basketball- Deutschland, sondern große Teile der deutschen Bevölkerung saßen letzten Sonntag vor den TV-Geräten und konnten den einmaligen Erfolg der Deutschen Basketball Nationalmannschaft beim Finale der Weltmeisterschaft in Manila bestaunen.

Eine Mannschaft, die diesen Namen auf ganzer Linie verdient hat. Eine geschlossene Einheit, die über den Verlauf des Turniers alle Hürden meistern konnte und diesen Weg mit dem Weltmeistertitel gekrönt hat. Begonnen hatte diese Reise schon im letzten Jahr bei der Heim-EM in Köln mit der anschließenden Finalrunde in der Mercedes-Benz-Arena in Berlin, als sich das Team mit dem Gewinn der Bronzemedaille bereits in die Herzen der deutschen Fans spielen konnte.

Grundstein des Erfolgs in der BBL

Der eigentliche Start des Erfolgs der deutschen Mannschaft liegt jedoch noch viel weiter zurück: In den Hallen der Basketball Bundesliga und der Möglichkeit für die damals jungen Spieler ihre Erfahrungen im deutschen Profisport zu sammeln.
Denn durch die Einführung der 6+6 Regelung in der BBL war jede Mannschaft dazu verpflichtet, stets 6 Spieler mit deutschem Pass in ihr Aufgebot zu berufen. Eine große Chance für junge, aufstrebende Talente sich auf höchstem Niveau zu beweisen und viel zu lernen.

Noch blutjung hatten die Helden von heute ihre ersten Profispiele im Trikot ihrer BBL- Vereine. Ob Dennis Schröder und Daniel Theis in Braunschweig, Johannes Voigtmann und Isaac Bonga in Frankfurt, Andi Obst und Johannes Thiemann in Bamberg oder die Brüder Franz und Moritz Wagner im Dress von Alba Berlin.
Mit diesen Erfahrungen schafften es die jungen Talente sich zu etablieren, um ihre Karrieren auf europäischer Bühne, am US-College oder sogar in der NBA fortzusetzen.

BBC und medi Bayreuth im Duell mit den Weltmeistern

Die Bayreuther Basketballfans hatten nach dem Wiederaufstieg 2011 über 10 Jahre lang viel Grund zum Jubeln. Nach den erfolgreichen Klassenerhalten in den ersten Saisons, konnte mit den Playoffteilnahmen 2017 und 2018, sowie dem Erreichen des Viertfinales der Champions League die größten Erfolge der neueren Bayreuther Basketballgeschichte gefeiert werden.

In dieser Zeit durften wir in Bayreuth viele herausragende Spieler – auch bei den Gästemannschaften – bewundern. Darunter fast alle Spieler der aktuellen Weltmeistermannschaft. Nur Moritz Wagner wurde in seiner einen BBL-Saison beim Spiel in Bayreuth von Alba Berlin nicht eingesetzt.

Und bereits damals konnten die jungen Weltmeister den Spielen in der Oberfrankenhalle ihren Stempel aufdrücken!

Die Halle pfeift – Dennis Schröder gewinnt das Spiel!

Es war der 16. Februar 2013. Nach einer hohen Niederlage in der Hinrunde bei den New Yorker Phantoms Braunschweig war der BBC Bayreuth auf Wiedergutmachung vor heimischem Publikum aus. Mit im Braunschweiger Kader ein damals 19-jähriger Point Guard – Dennis Schröder! Der damalige BBC-Kapitän Simon Schmitz erinnert sich: „Das Jahr davor war sein erstes Jahr in der BBL und er hat da nur 7-8 Minuten pro Spiel gespielt. Und diese Saison war dann sein Breakout-Jahr, wo er zu einem Spieler geworden ist, der 25-30 Minuten pro Spiel bekommen und 12 Punkte im Spiel gemacht hat. Bereits als extrem junger Point Guard hat er ein Team mit vielen Amerikanern auf seine Schultern genommen.“

Und auch an diesem Abend sollten die Schultern des MVPs der Weltmeisterschaft 2023 seine Mannschaft zum Erfolg tragen.
Bis zum Ende des dritten Viertels konnte der BBC mit 62:63 das Spiel noch offen gestalten, bevor Schröder in seiner unverwechselbaren Art das Spiel an sich riss. Auch Simon Schmitz hat dies noch gut in Erinnerung: „Es war eines meiner besseren Spiele und nach einem erfolgreichen Dreier von mir kam von ihm ein bisschen Trashtalk und wir sind aneinandergeraten. Es war damals schon wie heute. Dennis ist ein sehr vokaler Spieler.“

Ab diesem Moment wurden die Aktionen von Dennis Schröder vom Bayreuther Publikum mit einem gellenden Pfeifkonzert bedacht, um den jungen Spieler aus dem Konzept zu bringen und Bayreuth doch noch zum Sieg zu verhelfen. Doch der heutige Kapitän der deutschen Nationalmannschaft hatte bereits damals verinnerlicht, was ihn heute auf den Basketball-Olymp gebracht hat. Wenn alle gegen mich sind, werde ich nur noch besser!

Am Ende stand ein deutlicher 70:91 Sieg der Braunschweiger auf der Anzeigentafel der Oberfrankenhalle. Dennis Schröder glänzte als Topscorer seiner Mannschaft mit 20 Punkten und 6 Assists.

„Für Dennis bleibt das aber hinterher immer alles am Spielfeld.“, bestätigt Simon Schmitz, dem Schröder im Anschluss für das eigene gute Spiel Respekt gezollt hat.
„Als Anführer und Leader ist Dennis auch in den letzten drei Jahren nochmal extrem gereift und das war absolut entscheidend für den deutschen Erfolg.“, so Schmitz, dessen Sohn im Kindergarten dann doch voller Stolz erzählt hat, dass der Papa „mal gegen die Nummer 17 gespielt hat!“

medi-Sieg trotz Voigtmann-Gala und Maodo Lô in Bestform

Auch andere Spieler der Weltmeistermannschaft haben den Spielen in der Oberfrankenhalle ihren Stempel aufgedrückt. Beim ersten „Silent-Night-Game“ am 23. Dezember 2015 gegen die Fraport Skyliners war bis zum zehnten Punkt absolute Ruhe in der Oberfrankenhölle. Der danach aufbrandende Jubel konnte das medi-Team so beflügeln, dass auch ein Sahnetag von Center Jo Voigtmann die Niederlage nicht mehr abwenden konnte. Voigtmann beendete das Spiel mit 22 Punkten, 7 Rebounds und 5 Assists. Die damals schon herausragenden Allroundfähigkeiten von Jo waren auch Garant für den deutschen Erfolg im Finale gegen Serbien.

Und auch beim allerletzten BBL-Heimspiel in der vergangenen Saison gab es einen Weltmeister in Bestform zu bestaunen. Ein aufopferungsvoll kämpfendes Bayreuther Team wollte den Fans im letzten Heimspiel vor dem besiegelten Abstieg nochmal eine Sensation bieten. Doch der beste Spieler auf dem Feld ließ keinen Zweifel daran, wer an diesem Tag als Sieger vom Platz geht. Aufbauspieler Maodo Lô traf Dreier um Dreier und machte die „Big-Plays“, wenn Bayreuth wieder zum damals amtierenden Deutschen Meister aufschließen wollte. Lô beendete das Spiel mit 27 Punkten bei 7 erfolgreichen Dreipunktewürfen.

Die deutsche Basketball Nationalmannschaft hat am Sonntag Geschichte geschrieben. Und die vielen treuen Fans des Bayreuther Basketballs durften diese Geschichte, ihre Anfänge und den Aufstieg der heutigen Weltmeister in unserer Oberfrankehalle miterleben.
Jeder Fan, der bei diesen Spielen in der Oberfrankenhalle war, darf ein bisschen stolz sein. Denn auch wenn kein Bayreuther Weltmeister wurde – irgendwie sind es alles „unsere“ Jungs, aus unserer BBL, in unserer Halle.

Ein bisschen Weltmeister sind wir in Bayreuth dann doch

So ein bisschen Anteil am Weltmeistertitel haben wir in Bayreuth aber doch. Unser langjähriger Kapitän Bastian Doreth half der deutschen Nationalmannschaft sich überhaupt erst für diese Weltmeisterschaft zu qualifizieren und machte seine Einsätze 95 und 96 im Dress des DBB während der Qualifikation 2022.

Außerdem war er der Co-Kommentator im unvergesslichen Finalspiel gegen Serbien in der Liveübertragung des ZDF.

Am 22. September um 20 Uhr kommt es für den BBC Bayreuth in der Oberfrankenhalle zum ersten Pflichtspiel im BBL-Pokal gegen die MLP Academics Heidelberg. Im Kader der Heidelberger steht ein WM-Teilnehmer - allerdings aus dem Jahr 2019 in China. Paul Zipser wird kommende Saison vom FC Bayern München an seinen Heimatverein in Heidelberg ausgeliehen. Der Ex-NBA Spieler der Chicago Bulls musste ein Jahr wegen einer Hirnblutung pausieren und möchte mit mehr Spielzeit in Heidelberg wieder angreifen. Also irgendwie doch wieder ein bisschen WM-Flair zum Saisonauftakt in Bayreuth.