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Viele Gedanken, viel Kommunikation, volle Tage - im Interview mit Head Coach Lars Masell

Neben den verschiedensten Aufgaben, welche zur Zusammenstellung des neuen Teams gehören, hat medi Head Coach Lars Masell aktuell nur sehr wenig Zeit für anderes. Ina Stöhr aus dem medi bayreuth Presse-Team hat ihn aber dennoch zum Interview erwischt!   


Es ist schon später Nachmittag, als ich mich mit Lars Masell zum Interview im medi-Office treffe, freundlich begrüßt mich der neue Head Coach und bittet mich gleichzeitig um noch ein paar Minuten Aufschub, da er noch ein wichtiges Telefonat führen muss. Als wir uns zur Fragerunde hinsetzen, wird mir bewusst, dass meine erste Erkundigung, nämlich nach dem Ort, den Lars im Moment am meisten sieht, hinfällig ist. „Ich bin zurzeit eigentlich ständig im Büro, meine Tage sind recht lang, was mir die Nutzungszeit meines Handys gerade überdeutlich anzeigt. Teilweise sind auch die Nächte sehr kurz. Es geht nach dem ersten Kaffee, manchmal sogar schon davor, los. Mein Kopf läuft also permanent auf Hochtouren. Derzeit heißt es für mich: Viele Gedanken, viel Kommunikation, volle Tage!“

Dass dies auch den größten Unterschied zu seiner bisherigen Funktion, nämlich der des Assistenztrainers darstellt, ist unbestritten. „Auf einmal rekrutiert man als Head Coach, man hat die Verantwortung auf seinen Schultern und muss immer einen Blick für das Gesamtgefüge haben. Bisher war es so, dass der Cheftrainer seine Ideen gehabt hat und ich gab meine Einschätzung und Expertise über die jeweiligen Spieler ab. Dann überprüfte der Head Coach, ob es in seine Ideen reinpasst. Jetzt muss ich entscheiden, ob der Spieler in meine Ideen passt oder nicht.“ Diese, so scheint es, scheinen bereits vollkommen ausgereift zu sein, denn Lars weiß, was er will: ein Team, das sich über die Verteidigung definiert. „Wenn eine Gruppe verteidigt, ist sie eine Mannschaft! Das ist mir wichtig!“, resümiert er den Stil, den die medi–Fans in der kommenden Saison von ihrem Team erwarten dürfen.

Um das ein oder andere Puzzleteil dafür noch zu finden, tritt der sympathische Trainer-Rookie am kommenden Wochenende die Reise in die Stadt der Sünde, also Las Vegas, an. Allerdings nicht, um dort um zu zocken, wobei er dessen nicht abgeneigt wäre, sondern, um bei der NBA Summer League Kontakte zu pflegen und den Stellenwert zu testen. „Ich bin gespannt darauf, wie es sein wird, die Las Vegas Erfahrung als Head Coach zu bekommen. Große Erwartungen habe ich an den Trip aber erstmal nicht, für mich geht es darum, die Erfahrung zu machen. Im Endeffekt befindet man sich auf einem riesengroßen Spielermarkt, alle kommen zusammen und tauschen sich aus. Es wird also kein Vergnügen werden, aber mit Sicherheit eine großartige Erfahrung!“

Erfahrungen konnte Lars auch in der vergangenen Saison bei den MHP RIESEN Ludwigsburg sammeln und ist sehr dankbar, dass dieser Schritt von allen medi-Akteuren damals verstanden wurde, sodass es keinen Abschied im Bösen, sondern vielmehr ein Wiedersehen im Guten gab! Welchen Coaching-Style er jetzt bei seinem ersten Verein als Head Coach einschlagen wird, konnte der 41-jährige Cheftrainer aber noch nicht genau benennen, vielmehr habe er in den letzten Jahren viele verschiedene Stile gesehen, von denen er sich allesamt etwas abschaute und daraus seinen Eigenen kreieren will. Dementsprechend gibt es also auch nicht DAS Coaching-Vorbild, sondern vielmehr Impressionen, die er alle sehr wertschätzt. 

Die Umsetzung dieser Eindrücke will Lars natürlich von Anfang an vornehmen, also bereits in der Pre-Season, die insgesamt sieben Wochen in Anspruch nehmen wird. Dabei verzichtet der neue Cheftrainer auf die Fahrt in ein Trainingslager. Zwar wird es einen kurzen Spieltrip geben, um das Hotelerlebnis als Mannschaft einmal zu durchleben, ansonsten werden aber keine größeren Ausflüge unternommen werden, denn auch in Bayreuth könne man viele Dinge zusammen erleben und als Team zusammenwachsen.

Erneut klingelt Lars Telefon und es ist spürbar, welche Anspannung auf ihm liegt. „Ein Team zusammenzubringen, ist eine Vollzeitaufgabe“, entschuldigt er sich für die Störung. Basketball ist tatsächlich omnipräsent im Tagesablauf von Lars Masell und nimmt somit den Großteil seines derzeitigen Lebens ein. „Mein Umfeld hat sich extrem für mich gefreut, als ich den Vertrag in Bayreuth unterschrieben hatte!“, fasst er die Reaktion seiner Freunde und Familie auf den neuen Job zusammen. Allerdings scheint seitdem das Verb „ausspannen“ ein Fremdwort für den gebürtigen Jenenser geworden zu sein. „Puh, also wenn ich mal wirklich den Kopf freibekommen will, hilft mir meine Familie oder auch der Golfplatz, aber Basketball ist schon immer präsent und meine Gedanken drehen sich ständig um die neue Herausforderung!“ 

Unterstützung bei seiner Aufgabe erhält er dabei vom neuen Assistenztrainer Matthew Vest. „Matt hat einen extrem guten Ruf als Spieler genossen, er war immer so der Glue–Guy des Teams. Jetzt war er ein Jahr an der University of Missouri-Kansas City, wo er als Assistenztrainer aktiv war und dabei vielseitige Aufgaben erledigen musste. Im Grunde ist er genau das, was wir gesucht haben.“ Nach einem extrem guten, sympathischen Telefongespräch und mehreren Empfehlungen aus der Liga, war Lars davon überzeugt, dass Matthew der Richtige an seiner Seite sein wird, wobei es in Las Vegas zu einer Art „Blind Date“ kommen wird. Gesehen haben sich die zwei Trainer bisher nämlich noch nicht, telefonieren aber täglich miteinander. Dass Matt ihm schon jetzt wirklich hilfreich ist, weiß Lars zu schätzen und genau eine derartige Stütze benötigt der neue Head Coach von medi bayreuth auch definitiv, denn kaum ist das Interview vorbei, geht’s schon zum nächsten Telefonat und weiter an die Kaderplanung. Head Coach eines Bundesligavereins ist tatsächlich ein Full–Time Job, den Lars Masell lebt und mit voller Motivation und Begeisterung für unser Team in Bayreuth erfüllt!

Das Interview führte Ina Stöhr